Schmerz als Krankheit

Normalerweise hat Schmerz eine wichtige Schutzfunktion für den Körper. Legt man seine Hand z.B. versehentlich auf eine eingeschaltete Herdplatte, wird der thermische Reiz von freien Nervenendigungen in der Hand wahrgenommen und in einen elektrischen Reiz umgewandelt. Als Reaktion zieht man die Hand schnell zurück. Auch wenn das schmerzhaft ist, haben der Schmerz und die darauffolgende Reaktion die Hand vor schweren Verbrennungen bewahrt. Der Schmerz ist in diesem Fall meist nur von kurzer Dauer.

Bei Entzündungen oder Verletzungen der Nerven kann der Schmerz allerdings seinen schützenden Charakter verlieren und lange anhalten. Man kennt das, wenn man z.B. wegen einer Halsentzündung Schmerzen beim Schlucken hat. In diesem Fall werden körpereigene schmerzfördernde Stoffe am Entzündungsort freigesetzt. Dies führt dazu, dass die freien Nervenendigungen sensibilisiert werden, das heißt, dass sie schon durch geringfügige äußere Reize aktiviert werden. Das ist aber meistens kein Problem, man nimmt eine Ibuprofen und ein paar Tage später ist die Sache erledigt.

In einigen Fällen allerdings, wenn z.B. die Entzündung bereits abgeheilt ist, oder bei Verletzungen der Nerven selbst, beispielsweise durch Unfälle oder Quetschungen der Nervenfasern, kann der Schmerz weiterbestehen, und er kann chronisch werden. Dann wird der Schmerz zur eigentlichen Krankheit. Chronischer Schmerz hat nichts mehr mit der Schutzfunktion zu tun, die der Schmerz eigentlich hat, und er kann massiv die Lebensqualität der Betroffenen beeinflussen. Schätzungen zufolge leider etwa 20% aller Menschen an verschiedenen Formen von chronischen Schmerzen 1.

Im schlimmsten Fall können selbst harmlose Reize, wie etwa das Berühren der Haut mit einer Feder als unglaublich schmerzhaft wahrgenommen werden. Dies bezeichnet man als Allodynie, also ein Schmerzempfinden durch einen normalerweise harmlosen Reiz. Der amerikanische Kinderarzt Elliot Krane beschreibt in diesem schönen TED-Talk das Problem chronischer Schmerzen.

 1 Goldberg and McGee BMC Public Health 2011, 11: 770

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